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TANZ DEN TOD

Performance 2013
presse

Dass dabei Einer als er selbst auf der Bühne steht und keine kunstvoll geformte Figur, und es sich bei dem Einen eben um Otmar Wagner, den Prozesskünstler, handelt,ist die Voraussetzung für die größte Leistung des Abends: Er beweist, dass man sich dem Tod ohne Pathos, übertriebenen Affekt oder pseudo-romantische Morbidität nähern kann. Indes wird nicht einmal die Nummer mit dem Kassettenspieler pure Effekthascherei.Aus einer Kassette in einem tragbaren Rekorder hängt das Ende eines Bandes. Wagner hält es zwischen den Lippen, läuft rückwärts und bringt es derweise zum Klingen. Und was da erklingt, ist der Erlkönig. Ein Hoch auf das Analoge und die Analogie. Wie diese Szene will der Abend nicht mehr sein, als er ist: Die lustvolle Auseinandersetzung mit einem unumgänglichen Bestandteil unseres Daseins. Der Abend könnte leicht in Gefahr geraten, Theorie zu hecheln und zu intellektualisieren. Harriet Maria und Peter Meining vermeiden das, und weil sie Otmar Wagner haben, ist Tanz den Tod! der gelungene Abschluss einer Annäherung. Zu guter Letzt geht das Schachspiel verloren. Da hilft auch kein Betteln mehr. Kein Verweis auf Zahnarzttermin, Familie oder den nächsten Projektantrag. Da hilft nur noch Selbstbestimmung. Der letzte Abschnitt ist mit Das Leben ohne mich übertitelt. Wagner richtet es mit lauter automatischen, beweglichen Spielzeugen, Figürchen und Maschinchen ein, hat selbst den schwarzen Einteiler mit dem aufgedruckten Gerippe übergeworfen um darin noch ein paar letzte Zuckungen zu vollführen. Dann geht er von der Bühne. So einfach ist das. Im warmen Theater. Dabei zuschauen ist wie eine Einladung: Begegnen wir dem Ende lustvoll, denn es könnte mit sich tanzen lassen.


nachtkritik, 7.12.2013


Das Resultat: Eine spannende, unterhaltende und fordernde Performance, die sich auf Bühne und Leinwand in unzähligen Perspektiven abspielt, ein üppiges Sammelsurium moderner Tricks und Kniffe verwendet und dabei unermüdlich den Spagat zwischen Tradition und Moderne vollführt.


Tom Quaas, der Gevatter Tod in Arztgestalt, prägt die Filmsequenzen von Tanz den Tod versiert, eindringlich und gewitzt zugleich. Otmar Wagner, Protagonist des Stücks liefert im wahrsten Sinne ein Stück Leben bis auf die Knochen ab. Kritische Fragen unserer Zeit aus den Bereichen Organspende, Präimplantationsdiagnostik wurden hier zynisch, humorvoll, mal als gesprochener Monolog, als gesungenes Lied oder als fingiertes Interview – thematisiert. Wagner, der im Stück versucht dem Gevatter Tod von der Schippe zu springen, durchlebt am eigenen Leib Fragen, die im Laufe eines Menschenlebens zu bohren beginnen: Wollen wir ewig leben? Kommt etwas nach dem Tod? Wie kommt der Tod zu uns? Oder besser: Wie fühlt sich das Sterben an? Nicht, dass Tanz den Tod den Anspruch erhebt, jene Fragen zu beantworten. Es gelingt norton.commander.productions jedoch fast durchgängig, den Zuschauer in einen reflexiven Zustand zu entführen. Einen Zustand, in dem jene Reflexion der Endlichkeit etwas Bedrückendes entwickelt und doch zugleich eine fragile Heiterkeit entstehen lässt. Darin liegt wohl schlussendlich auch die Aufforderung, den Tod – das ultimative Vanitas-Element – zu tanzen.


cybersax 8.12.2013

Das 11. Gebot - Tanz den Tod ist der Abschluss einer 3 Jährigen Auseinandersetzung mit Religion. Otmar Wagner und Tom Quaas tanzen einen opulenten Abwehrzauber.Dabei spannt sich ein Bogen von Organspende bis Transhumanismus.3 Fragen stehen im Zentrum: Wollen wir ewig leben? Wird sich der Mensch als letzte Ressource selbst abschaffen? Welche moralischen Kriterien legen wir unseren Entscheidungen in Zukunft zu Grunde? „Es gibt nicht mehr die einfachen Antworten,wie sie uns die alte Ethik bot,das Leben ist zu kompliziert“.